Wagners kleinzoon

Nieuws | de redactie
22 maart 2010 | Vlak voor het ongetwijfeld grootscheepse jubileum rond de 200e geboortedag van zijn grootvader, Richard Wagner (1813-1883), stierf in Bayreuth Wolfgang Wagner. Hij had de Wagner Festspiele 57 jaar geleid, van 1951 tot 2008. Van een herstart in de ruines van het Festspielhaus - en die van de faam van zijn familie - tot een wereldroem, die wachttijden van tien jaar op kaartjes voor de voorstellingen gewoon maakte.

War doch was

Voor operaliefhebbers was Wolfgang Wagner dan ook een legendarischefiguur, die even eigenwijs als provocerend soms het werk van zijngrootvader op de planken bracht. Recent nog probeerde hij Lars vanTrier te lokken als regissuer van de komende ‘Ring’, die voor hetjubileumjaar van opa Richard in 2013. De Deense Dogma-filmerdurfde uiteindelijk niet aan, wat collega’s als PatriceChéreau, Tankred Drost, Harry Kupfer en ChristophSchlingenschief onder de aegis van de oude baas voor elkaarkregen. Want die bleef nieuwsgierig naar wat anderen met’Das Werk des Meisters’ deden.

In de foyer van het Muziektheater te Amsterdam sprak dehoofdredacteur van ScienceGuide ooit met de bijna anoniemrondwandelende Wagner, toen al boven de 80. Hij was komen kijkennaar Pierre Audi’s nieuwe enscenering van Lohengrin. Het leiddetoen -nog?- niet tot een uitnodiging om in Wagner-Walhalla Bayreuthte komen regisseren. Gevraagd naar wat de ‘alte Franke’ van Audi’saanpak vond, zei hij: “Na, das war doch was, nicht?” en signeerdevrolijk lachend het programmaboekje.

Was die so schreiben, juckt mich nicht mehr

Als kleine jongen leefde Wolfgang in de af en toe nogalhysterische wereld van de Wagner-dynastie. Al vroeg weesgeworden maakte hij mee hoe zijn moeder, de fanatieke naziWinifred, hem en zijn broer Wieland aan de invloed blootsteldevan de door haar vereerde ‘Onkel Wolf’. Zij leverde ook hetschrijfpapier en andere spulletjes waarmee ‘MeinKampf’ in de gevangenis van Landsberg geschreven kon worden naHitlers mislukte coup in München in 1923. Op deze tochdoodenge ‘staatsiefoto’ uit 1936 ziet u de tweeWagnerzoons gearmd met hun oompje. 

Wagnersmetadolf

Drie jaar later raakte Wolfgang gewond aan het front in Polen.Oudere broer Wieland werd door de Führer geprotegeerd en hoefde alskunstenaar in wording niet in de Wehrmacht. Na 1945 werkten debroers hun onverbeterlijk ‘ewig gestrige’ moeder uit hetfamiliebedrijf van hun festival. Zij bleef wel komen en zat dan methaar rug naar de bühne in de familieloge te luisteren

De vreselijkste critici en intriges rond het festival ondervondWolfgang in de 57 jaar van zijn bewind over Bayreuth dan ook in deeigen kring van familie en ‘Alt-Wagnerianer’. Zelf zei hijooit over hoe hij omging met de reacties op zijn meer dan 50 jaarbewind het volgende: “Ich stehe weiter mit beiden Beinen auf demBoden. Aber es gibt eben auch Medien, die sich aus Prinzip gegenmich stellen, da kann ich machen, was ich will: Einmal bin ichder Reaktionär, dann der Revolutionär. Was die soschreiben, juckt mich nicht mehr, frei nach dem ironischen Motto:Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s weiter ungeniert.”

De visie van Joachim Kaiser

Om een indruk te geven van het levenwerk van Wolfgang Wagner – ende plaats daarvan in de unieke dynastieke historie van de famlieWagner – leest u hier de ‘Nachruf’ die de beroemdste Wagnerkennerin Duitsland van deze tijd, prof Joachim Kaiser, in de SüddeutscheZeitung schreef:


‘Das werktreue Gewissen

Nie sprach Wolfgang Wagner hochtönend, ehernbedeutungsvoll oder gar pathetisch. Er, jahrzehntelang dasSchicksal Bayreuths bestimmend, redete vielmehr formlos fränkisch,meist recht leise, gelegentlich auch unverblümt cholerisch. Darumunterschätzten viele Wagner-Bewunderer den Bayreuther Enkelbeträchtlich, als harmlos fränkischen Babbler. Sie ahnten nicht,dass Wolfgang Wagner eine (vielleicht unbewusste) Verweigerungpraktizierte. Der wollte einerseits wahrlich seiner Lebensaufgabe,des Großvaters hochgespannte Dramen in Bayreuth angemessen undlebensvoll zu präsentieren, mit äußerstem Einsatz nachkommen – aberandererseits dabei doch selber fränkisch privat bleiben.

Im Jahr 1951 war er, als 32-Jähriger, zusammen mit seinem zweiJahre älteren Bruder Wieland Chef des Neuen Bayreuth geworden. Daaber Wolfgang an allem “Praktischen”, an Realitäten, Bauplänen undvernünftigem Umgang mit zu beschaffendem Geld, als der weitausInteressiertere beider Brüder erschien, während Wieland als derphantasievollere und spekulative Künstler galt, gestaltete sich dieBayreuth-Eröffnung von 1951 zum Triumph für den – gewiss auchheftig angefeindeten – Regisseur Wieland Wagner, der sich damalsmit “Parsifal” und dem “Ring des Nibelungen” einer kritischenÖffentlichkeit stellte, um eine Weltsensation zu schaffen. So wurdeNeu-Bayreuth von Anfang an zum Publikumsmagneten. Wolfgang Wagnergelang es immerhin, dass der Betrieb ökonomisch gesichert,vernünftig organisiert und modernisiert erschien.

Ob er unter diesem Gegensatz, nur Macher zu sein, währendWieland als Künstler ernst genommen wurde, nicht doch gelitten hat?Bis zu Wieland Wagners erschreckend frühem Tod, 1966, galt Wolfgangnur als vernünftiger Organisator – und wohl auch, wie sich beieinigen seiner Inszenierungen gezeigt hatte, als ein ganzordentlicher Regisseur, Wieland jedoch als innovatives Genie.Wolfgangs Genialität entfaltete sich erst später. Er wurde zumwagemutigen Festspiel-Leiter.

Weder chauvinistisch noch antideutsch

Als Regisseur ist Wolfgang keineswegs immer nur der “kleinereBruder” gewesen, sondern zugleich auch so etwas wie das wagnertreueGewissen Bayreuths. Denn die Modernität Wielands bestand inradikaler Stilisierung. Wieland hasste die mittlerweile als”faschistisch” geltenden allzu realistischen Inszenierungen derNazizeit, wo die entfesselte, naturalistische Regie sich bei den”Meistersingern” mit pittoresken Einzelheiten geradezu überbot. BeiWieland durften folglich nur stilisierte, abstrakte Symbole dieBühne beherrschen, (was freilich Wielands Gegner gleichfalls als”faschistisch” kritisierten). Immerhin wirkte Wielands kraftvollePersonenführung überwältigend.

Wolfgang Wagner hingegen hatte bereits 1968 eine zwingende,weder chauvinistische noch antideutsche Inszenierung gewagt. Erverbürgerlichte die Meistersinger. Es waren keine nationalenRepräsentanten, sondern harmlose, mit Vereinsmeierei,Selbstzufriedenheit, Beschränktheit, mit Gutmütigkeit undInstinktsicherheit begabte deutsche Kleinbürger. RealistischeFiguren mit Schwächen, denen man aber gleichwohl glaubte, dass siezu vollbringen imstande seien, was ja Lichtblick in der sonst nichtsehr ermutigenden Geschichte deutscher öffentlicher Einrichtungenist: nämlich eine vernünftige Kultur freier Reichsstädte.

Bei den vielen Auseinandersetzungen, die natürlich auch WolfgangWagner wegen der passionierten Hitlerei seiner Mutter Winifredauszuhalten hatte, blieb er stets zu nobel, um darauf hinzuweisen,dass Wieland Parteigenosse gewesen ist, seine Mutter diehingebungsvolle Vertraute des Führers, während er keineswegs in diePartei eintrat. So wurde er auch nicht, wie sein von Hitler stetsgeförderter Bruder, vom Wehrdienst freigestellt, sonderneingezogen. Und kurz nach Kriegsausbruch, 1939 in der Gegend vonRadom, ziemlich schwer verwundet.

Nicht nur verlegen – empört

Als dann später seine Mutter, die Festspielchefin von 1930 bis1944 gewesen war, im Fernseh-Gespräch mit Hans-Jürgen Syberbergfreimütig bekannte: “Wenn der Hitler heute zur Tür herein käme -ich wäre genauso fröhlich und glücklich ihn hier zu sehen und zuhaben, wie immer”, war Wolfgang nicht nur verlegen, sondern empört.Und er erteilte seiner Mutter Hausverbot am Grünen Hügel.

Das hat damals manche Zeitzeugen beglückt, andere auch ein wenigerstaunt. (Ich erinnere mich zum Beispiel, dass die wunderbarejüdische Publizistin Hilde Spiel förmlich entzückt war über denzumindest total ungewöhnlichen Freimut der trotzigen alten DameWinifred).

Hält man sich Bayreuths Geschichte, wie Wolfgang sie seit 1966jahrzehntelang geprägt hat, vor Augen, dann ermisst man schwerlich,wie kühn manche seiner Entscheidungen gewesen sind, die sich nureben später als Erfolge herausstellten. So wurde beispielsweiseWolfgangs Entschluss öffentlich angefochten, einen 32-jährigenfranzösischen Regisseur für den Jahrhundert-Ring zu verpflichten,der allerdings noch nie eine Wagner-Oper inszeniert, sondern nurauf Wolfgang persönlich einen höchstes Vertrauen erweckendenEindruck gemacht hatte. Das war Patrice Chéreau. Freilich hatte ihnBoulez empfohlen. Nach der letzten “Götterdämmerungs”- Aufführungdauerte der Beifall über eine Stunde, man zählte 104 Vorhänge.

Notgedrungen geizig

Mindestens ebenso kühn wie die Wahl des revolutionshaft modernenChéreau dürfte gewiss Wolfgang Wagners Entscheidung gewesen sein,den folgenden “Ring” vom Londoner Regie-Star Peter Hall und demDirigenten Georg Solti vorhersehbar konservativ schmieden zulassen. Hall war auf die naheliegende Idee gekommen, dassRhein-Töchter erstens splitternackt und zweitens sichtbar seinsollen. Dazu bedurfte es unendlich teuerer Spiegeleinrichtungen.Und der stets notgedrungen geizige Wolfgang Wagner ermöglichte auchdas.

Übrigens wollte er auch einmal den damals wohl berühmtestendeutschen Theater-Mann, Peter Stein, als “Ring”- Regisseurverpflichten. Doch Steins Forderung, man solle den “Ring” auf zweiAbende zusammenstreichen (statt jener vier, welche die Tetralogiebenötigt) schien Wolfgang Wagner gerade in Bayreuth unerfüllbar.Anderswo ließe sich Ähnliches durchaus probieren…

Mit beträchtlicher Phantasie und Originalität, natürlich auchverbunden mit unleugbaren Pleiten, hat Wolfgang Wagner dieKunststätte Bayreuth erhalten. Nicht nur, was er für sein Hausorganisierte, welche Künstler er verpflichtete, war dabei vonGewicht. Sondern im gleichen Maße, wie eindringlich er seineungeheuren Wagner-Erfahrungen an Jüngere zu vermitteln verstand.Man bleibt wahrscheinlich nur in dem Maße am Leben, in dem weiterzu wirken vermag, was man getan, geschrieben oder gesagt hat.

Daniel Barenboim bekundet begeistert, wie viel er in seinerBayreuther Zeit von Wolfgang Wagner gelernt hat. “Das reicht vonmusikalischen Details bis hin zum Organisatorisch-Praktischen”. UndChristian Thielemann berichtet, wie sehr ihm Wolfgang Wagner aufdie Sprünge half, wenn es galt, die richtigen Tempi für dieGurnemanz-Erzählung zu wählen oder Orchester-Überleitungen vor demDurchhängen zu bewahren.

Alles das haben wir, gewiss manchmal auch ein wenig überdrüssig,weil der eigensinnige Alte immer noch wirkte, wieSelbstverständlichkeiten hingenommen. Nun, da Wolfgang Wagnergestorben ist, werden wir spüren, wie sehr er uns fehlt, wieeinzigartig auch dieser Enkel sein Jahrhundert geprägt hat.’


«
Schrijf je in voor onze nieuwsbrief
ScienceGuide is bij wet verplicht je toestemming te vragen voor het gebruik van cookies.
Lees hier over ons cookiebeleid en klik op OK om akkoord te gaan
OK