“Gute Universitäten entstehen durch Mut”

Nieuws | de redactie
27 mei 2010 | Klaus Landfried -de oud-VSNU/HBO-raad voorzitter van Duitsland- zet de punten op de i. Het hoger onderwijs van vandaag gaat over kennisverwerving en leren leren. Hij wijst op hoe Nederland het doet en ziet daar een voorbeeld in voor anderen. En citeert een prachtig gedicht van Hilde Domin.


Media vol van ‘Bologna’
                                                                                                                                                                                 Kennen Sie Eugen Onegin? Ein großes Drama aus der Feder AlexanderSergejewitsch Puschkins, auch als Oper  manchmal noch aufunseren Bühnen. Bildung, die von den vielen Lippenbekennern inunserem Lande beschworene Mega-Aufgabe: Von ihrem Kern, demselbsttätigen Lernen ist leider viel zu wenig die Rede. Geld undStrukturen, die interessieren die Medien. So könnte man mit EugenOnegin ausrufen: “Lasst uns von unserer Bildung schweigen! Wirhaben ihre Hülle nur. Von ihrem Kerne keine Spur.” (2.BuchXXIV)

Genau das ist ja auch die da mehr dort weniger berechtigte Kritikvieler Studis. Und einiger einsichtiger Professores. Einsichtigdeshalb, weil der größte Teil dessen, was am Bologna-Prozesskritisiert wird, von weniger einsichtigen Professores inden Fakultäten erst selbst erzeugt wurde.

Wo schlichte Ahnungslosigkeit, wo jeweils simple Durchsetzung engerund individueller Fachinteressen, wo Sabotage die Quelle derMissgriffe war, will ich hier nicht entscheiden. Die Medien sindjedenfalls noch immer voll von mehr oder weniger sachkundigenDiskussionsbeiträgen zur so genannten Bologna-Reform. Manchmal auchaus der elegant geführten Feder ebenso frustrierter wie vonkognitiver Dissonanz geplagter Feuilletonisten.

De kritiek op het Bachelor Master stelsel

Was vor mehr als 13 Jahren konzipiert, dann in der von damals 29Minister(inne)n unterschriebenen Erklärung von Bologna verabredetwurde, will ich hier nicht noch einmalwiederholen. Stattdessen will ich mich mit einigen derKritikpunkte auseinander setzen, die immer wieder vorgebrachtwerden.

Erster Kritikpunkt: Bologna sei ja gut gemeint gewesen,habe sich aber “immer stärker auf die seit Beginn darinebenfalls enthaltene) Optimierung der wirtschaftlichenWettbewerbs-Situation Europas konzentriert.” Das habe derÖkonomisierung der Wissenschaft Vorschub geleistet und eine”manische” Kultur der Konkurrenz, des Ehrgeizes und derKonzentration auf Elitenförderung hervor gebracht. Beweise für dieBehauptung? Ich kenne keine.

Wer Wettbewerbsfähigkeit abwertet, erinnert an den Mann, der amAste sägt, auf dem er sitzt. Oder deutlicher: dieselbstreferenzielle Arroganz steuerfinanzierter, universitärerObergurus, denen schon die Worte ‘Praxisbezug’ und’Problemlösungskompetenz’ alle Anzeichen der Verachtung auf dieMienen treiben, ist eine der Ursachen  gegenwärtigerHochschulprobleme in Deutschland und Österreich.  

Natürlich nicht z.B. in Skandinavien, in den Niederlanden oder inOsteuropa, wo man begriffen hat, dass 40% eines Altersjahrgangesnicht nach Methoden gebildet und ausgebildet werden können wieeinst jene 1% oder 2%, die den meisten die   Denkbilder verzerren, die sich (meist auch noch unberechtigt) aufden Preußen  Wilhelm von Humboldt berufen. Klar istjedenfalls, dass weder jene, die 1999 die Bologna-Erklärungunterzeichneten, noch jene, die danach in den Fakultäten die Reformvermurksten, indem sie z.B. überflüssigerweise jedem ‘Modulchen’eine Prüfung anhängten, gar noch nach multiple-choice Methode, diewirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Europas zu förderngedachten.

Richtig ist aber auch, dass man sich in den Unternehmen derWirtschaft, in denen nach abgeschlossenem Studium über 80% derBA/MA-Absolvent(inn)en erwerbstätig werden, die Haare rauft oball der abgehobenen und lächerlichen akademischenKleinkariertheit.

Spiegelgevechten

Dass eine Hochschulreform, die seit 30 Jahren überfällig war, auchdie unser Überleben sichernde Wettbewerbsfähigkeit im Auge habenmuss, will ich nicht nur nicht bestreiten, sondern loben. Dieunreflektierte Parole “Bildung statt Ausbildung”, die von einigenösterreichischen Studentenfunktionären in den Medien “plakatiert”wird, entspringt der gleichen Abgehobenheit einer sich selbstgenügenden akademischen Subkultur wie das Gefasel von derÖkonomisierung der Wissenschaft.

Die grundlegenden Antworten der Bologna-Reform auf die altenStruktur-Fragen des Studiums in Deutschland werden dadurch nichtberührt. Für den Blick von außen muss all dies Gestreite als eineSpiegelfechterei erscheinen. Was es ja auch ist. Neu ist aber, dassBA’s aus Indien oder Brasilien endlich bei uns im Masterprogrammweiter machen können, und dass nicht mehr wie früher unsere altenDiplome in den USA als bloß erster Abschluss angesehen werden. Mitder Folge (früher), dass man den Master nochmals anfangenmusste.

Gegenwärtig ist auch die Sehnsucht nach dem in aller Welt angeblichso verehrten Titel des Dipl.-Ing.  in den Schlagzeilen. DerStreit  darüber, ob Master oder Dipl.-Ing.  oder beideauf dem Zeugnis stehen, ist einer nach Meistersinger-Art. Über dieFrage sollten die Absolventen entscheiden, nicht der Staat, nichtdie Uni, auch nicht die Profs.

Geldgebrek als schuldige?

Als zweiten Schuldigen für die angebliche Bologna-Misere machenviele die Knappheit der Hochschul-Finanzen aus. Knapp istöffentliches oder privates Geld immer, auch bei Bildung undForschung. Selbst die im internationalen Vergleich besser als diedeutschen Hochschulen finanzierten Hochschulen der Schweiz sehendas nicht anders. Die Behauptung aber, der Bakkalaureus/Bachelorsei als Sparprogramm geplant worden  und könne nur mit sehrviel mehr Geld überhaupt Erfolg haben, ist ebenso unseriös wieprovinziell.

Weder haben z.B. die Uni Maastricht noch die über 20 Hochschulen inDeutschland, ihre – oh Wunder – von Studenten, Professoren undUnternehmen gelobten (und auch akkreditierten) BA-Programmebesonders “fett” ausgestattet, noch ist zu erkennen, wie das ja zumTeil in Gestalt von ersparten Studiengebühren-Guthaben vorhandenezusätzliche Geld zu besserer Lehre führen soll. Mehr Geld, umeinfach so weiter zu machen wie bisher, hielte ich fürGeldverschwendung.

Nein, das Problem liegt wo anders: mehr von der traditionellen Formder Lehre, also der überwiegenden Art der Belehrung über zuWissendes durch die Wissenden, hat in der Tat  keine Zukunftmehr. Mehr Lernen statt Belehrung, das gehörte schon in den frühenDiskussionen über die BA/MA-Struktur als Ziel dazu.

Centraal staat de dialoog met de student

Die didaktischen Konzepte sind alle bekannt, sogar erprobt, abereben nicht überall erwünscht. Forschendes Lernen schon in denersten Semestern, Fallstudien in Projekten über die Fächergrenzenhinaus (z.B. TU Darmstadt, FH Emden, Uni Osnabrück, Leuphana-UniLüneburg, Uni Frankfurt und eine Reihe anderer Hochschulen),computergestützte, dialogoffene Lehrveranstaltungen mitFeed-Back-Schaltungen (u.a. U-Osnabrück oder U-Frankfurt), allesdas gibt es längst.

Aber in einigen professoralen Köpfen, vor allem in den Kultur- undSozialwissenschaften, spukt noch der große Hegel, zu Berlin amKatheder vor sich hin näselnd, als Vorbild. Ob es denn im einenFach 6 oder 7 oder 8 Semester sind, die den forschend Lernenden biszum BA-Abschluss zur Verfügung stehen, kann man politischentscheiden. Für die Qualität des Studiums spielt es nicht dieentscheidende Rolle.

Zentral sind aber zwei Dinge: einmal “die Beziehung zwischenHochschullehrer und Student auf Augenhöhe, zu der das Gespräch unddie Beratung gehören” (M. J. Hampe, TUD/Maschinenbau), zum anderendie Bereitschaft, an anderen Hochschulen, auch im  Ausland,erbrachte Studienleistungen ohne Wenn und Aber anzuerkennen. Ichnenne diese andere Grundeinstellung eine neue Kultur des”selbsttätigen” (Fichte) Lernens an der Hochschule. Und die kostetnicht vor allem Geld sondern verlangt nur mehr Einfallsreichtum.Und dass die Studenten viel mehr als bisher mitreden können, halteich auch für selbstverständlich.

Een nieuwe leercultuur, ook voor LLL

Diese neue Lernkultur nützt dann auch später, wenn sie oder er,begleitend zur beruflichen Arbeit, in Teilzeit an die Hochschuleoder in ein Projekt des Unternehmens mit der Hochschulezurückkehren, um etwas Neues zu lernen und dabei eventuell einenMaster-Abschluss zu erwerben oder auch zu promovieren.

Solcher Art wird die Hochschule “entfesselt” und nicht durch denDon Quixote ähnlichen Kampf gegen erfundene Gegner. Erfundendeshalb, weil die meisten Vorwürfe gegen den Bakkalaureus/BachelorUnterstellungen sind, die auf Unkenntnis beruhen. Z.B. wenn esheißt, in einem sechssemestrigen BA Programm lasse sich keinAuslandssemester unterbringen. Ein Blick in denHRK-Hochschulkompass hätte die Kritiker eines Besseren belehrt. Esgeht. Man muss es aber wollen.

Nicht zu bestreiten ist, dass die Beschwerde über dieüberregulierten, “verschulten” BA-Programme vielerorts zutrifft.Wenn dann freilich “Bürokraten” dafür verantwortlich gemachtwerden, ist das nicht einmal die halbe Wahrheit. Richtig ist, dassdie Fakultäten an vielen Unis (an den FH’s gabs weniger Probleme)unter dem Druck von Kollegen, die trotz weniger Semester als vorherauch noch mit “einem Stunden- und einem Prüfungsbein” im Curriculumvertreten sein wollten, pralle Pakete schnürten, die mitforschendem Lernen nichts zu tun hatten.

Wer die überlieferte Form des deutschen Medizinstudiums kennt,weiß, wie wenig diese Art von Bulimie-Lernen das ärztliche Könnenbefördert. Im Klartext und ganz kurz: natürlich konnte man und kannman in einem Bachelor-Programm, egal in welchem Fach, einAuslandssemester, ein oder zwei Praktika und dazu forschendes,selbsttätiges Lernen, also die Verbindung von Bildung undAusbildung, die Entwicklung der Persönlichkeit und der eigenenUrteilskraft und den Erwerb solider Fachkompetenz verwirklichen.Verbunden mit Prüfungen, in denen nicht angemästetes Wissen”abgeprüft”, sondern Können getestet wird. Und die vielen gutenBeispiele dafür sind auch noch ohne Probleme akkreditiertworden. 

De ziekte van het tellen van vliegenpootjes

Die kleinere Hälfte des “Verschulungs”-Problems aber kann durchauseinigen unter Obrigkeitswahn leidenden Paragraphenreitern inMinisterien oder Akkreditierungs-Gutachtern und -Funktionärenzugeschrieben werden, deren Perfektionismus auch als  “MorbusFliegenbeinzähleriensis” bezeichnet werden könnte. Die derzeit zurMode gewordenen Attacken auf die Akkreditierung als solche kannaber nur mitmachen, wer die unseligen. Meist ergebnislosenPalaver-Sitzungen der früheren GemKo im Rahmen der schier endlosenstaatlichen Genehmigungsverfahren entweder genossen oder abervergessen hat.

“Gute Universitäten entstehen durch Mut”, sagt Sascha Spoun, derjunge Präsident der Leuphana-Universität in Lüneburg.  Ja, soist es. Und  der Satz passt toll zu jenem, einemjapanischen Haiku ähnlichen Kurzgedicht von Hilde Domin, der vor 2Jahren leider verstorbenen, großen deutsch-jüdischen Dichterin des20.en Jahrhunderts: “Wer es könnte, die Welt hochwerfen, dass derWind hindurchgeht.”  

Dieses winzige, aber so starke Gedicht habe ich mir oft selber lautaufgesagt, wenn mich wieder einmal der “Muff” des angeblich so”Bewährten” zu ersticken drohte. Damit bin ich am Ende meinerAuseinandersetzung mit wesentlichen Kritikpunkten an derBologna-Reform, die so viel mehr Chancen als Risiken für unserealternde Gesellschaft bietet. Wir müssen sie nur ergreifen.

Klaus Landfried 

Zum Autor siehe auch unter www.klauslandfried.de


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